“Introduction to International Criminal Law” lautete das Titel eines MOOC (massive open online course) der Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio, den ich in den letzten Tagen des Jahres 2016 beendet habe.
8 Wochen lang führte Professor Michael P. Scharf, eine Kapazität in diesem Bereich in den USA, auf informative und unterhaltsame Weise in die Thematik ein. Angefangen von den historischen Wurzeln in den Nürnberger Prozessen wurden viele Aspekte des Völkerstrafrechts behandelt. Relevante Tatbestände wie Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord, besondere Formen der strafrechtlichen Verantwortlichkeit und Rechtfertigungsgründe, Möglichkeiten der Ergreifung von Tätern und prozessuale Fragen wurden erörtert und im Zusammenhang mit Diktaturen, Ereignissen der jüngeren Geschichte und brandaktuellen Situationen untersucht – von den Roten Khmer in Kambodscha über Gaddafi, den Krieg im ehemaligen Jugoslawien, die Terroranschläge des 11. September oder moderne Piraterie in Somalia bis hin zu den “White House Torture Memos” und dem syrischen Bürgerkrieg.
Jeder, der sich für Völkerstrafrecht, aber auch ganz allgemein für Politik und Gesellschaft interessiert, kam hier auf seine Kosten. Keine leichte Kost, aber äußerst aufschlussreich, auch um die Bedeutung internationaler Übereinkommen wie den Genfer Konventionen oder die Rolle des internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag besser zu verstehen. Hintergrundwissen, das auch für die übersetzerische Arbeit im Bereich des internationalen Strafrechts wertvoll ist. So wurde beispielsweise die Figur des “Joint Criminal Enterprise“, (“gemeinschaftliche kriminelle Unternehmung”), die ich in der Vergangenheit bereits als “Begriff des Monats” gewählt hatte, ausführlich erläutert, oder den nicht minder interessanten Begriff der “command responsibility”.