Im Rahmen der Übersetzung eines Berichts der costa-ricanischen Rechtsanwältin Catalina Devandas-Aguilar, die von 2014 bis 2020 Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen war, wurde ich mit dem englischen Begriff “ableism” konfrontiert. In gedruckten Wörterbüchern etwas älteren Semesters suchen Sie dieses Wort vergeblich. Aber Wikipedia & Co. klären uns auf: Es handelt sich um einen Begriff aus der Behindertenbewegung in den USA, der ein sozialwissenschaftliches Konzept bezeichnet, das Menschen an deren Fähigkeiten misst, also dem, was sie können, oder nach allgemeiner Erwartung können sollten, und Menschen mit Beeinträchtigungen somit auf eben diese reduziert. Das Wort ist von “able” abgeleitet, und folglich lautet die Aussprache nicht etwa [ˈæbləism], wie man vermuten könnte, sondern [ˈɛɪ̯bəlism].

Nachdem man das englische Wort in deutschen Texten zunächst einfach übernommen hat, hat sich in Fachkreisen inzwischen die eingedeutschte Form “Ableismus” etabliert, die in der jüngsten Ausgabe des Duden tatsächlich zu finden ist. Die Erklärung im Duden lautet: “bes. Soziol. Diskrimierung von Menschen mit Behinderung aufgrund ihrer Fähigkeiten”. Die Aussprache jedoch orientiert sich laut Duden weiterhin am Englischen: [ɛɪ̯bəˈlɪsmʊs]. Als Synonym gibt der Duden (online) “Behindertenfeindlichkeit” an.

Je nach Textsorte, Zielleser und Zweck der Übersetzung kann die Wiedergabe mit “Behindertenfeindlichkeit” im Einzelfall natürlich durchaus zielführend sein. In vielen Texten wird man aber wohl eher auf das Origal oder dessen Eindeutschung “Ableismus” zurückgreifen, wo sie nun sogar lexikalisiert ist… Auch das Adjektiv “ableistisch” ist durchaus gebräuchlich, und auch hier orientiert sich die Aussprache am Englischen: [ei̯bəlˈɪstɪʃ].

Die Übersetzung, die zahlreiche Beispiele für die Verwendung enthält, finden Sie übrigens hier:

https://www.bodys-wissen.de/beitrag-anzeigen/nichts-ueber-uns-ohne-uns-ableismus-in-politik-und-medizin-bekaempfen.html